Name und Alter: Anna, 42
Persönliche Situation: 2 Kinder im Volksschulalter
Werdegang: Lehramtsstudium und Doktorat im MINT-Bereich, Habilitation in Arbeit
Anstellungen: Auslandsstudium in Spanien; Praedoc an einer niederländischen Universität mit Forschungsaufenthalten in Norwegen (Marie-Curie RTN); Postdoc an einer österr. Uni, ausschließlich mit Eigenfinanzierung (Projektleitung) durch 3 FWF-Projekte, inkl. Forschungsaufenthalte in Frankreich und Deutschland. Nach 9 Jahren auf befristeten Stellen mit zwei Elternkarenz-Unterbrechungen: seit 2 Jahren Ass.-Prof. (Tenure Track).
Anna kehrt nach vielen Jahren im Ausland (Spanien, Niederlande, Norwegen) nach Österreich zurück, mit dem Wunsch, hier zu bleiben und im Kreis ihrer Freund:innen und Familie auch ihre eigene Familie zu gründen. Sie reicht direkt nach Abschluss des Doktorats ein FWF-Projekt ein, es wird bewilligt und die Arbeit an einem freundlichen, offenen Institut unter unterstützender, wertschätzender Leitung beginnt. Im zweiten Projektjahr wird sie schwanger und sie geht in Elternkarenz. Gerne wäre sie nach der Karenz mit 20 oder 30 Stunden zurückgekehrt, aufgrund der Einschränkungen, wie lange ein FWF Projekt kostenneutral verlängert werden kann, hätte eine „Elternteilzeit“ jedoch bedeutet, das Projekt in der gleichen Zeit mit weniger Stunden abschließen zu müssen. Daher hat Anna die „Wahl“ getroffen, doch mit 40h wiedereinzusteigen. Während der Karenzzeit durften aber aus dem FWF-Projekt KEINE Gelder fließen, da ja die Projektleitung selbst in Karenz war. Zu dem Zeitpunkt waren 6 studentische Mitarbeiter:innen im Projekt angestellt und eingearbeitet (Erstellung einer Datenbank). Das heißt, die eingearbeiteten studentischen Mitarbeiter:innen durften während der Karenz nicht am Projekt weiterarbeiten und sie konnten nicht auf Konferenzen fahren (außer sie hätten die Kosten selbst bezahlt). Nachdem Anna dieses FWF Projekt abgeschlossen hatte, wurde sie erneut schwanger, hatte wiederum keine Möglichkeit, Studierende in ihrer Forschungsgruppe weiterarbeiten zu lassen, und kehrte nach der Karenz Vollzeit, ohne Forschungsgruppe, mit einem zweiten FWF-Projekt ans Institut zurück. Während des dritten FWF-Projektes – ein Jahr, bevor die Kettenvertragsregel wirksam geworden wäre – konnte sie sich auf eine Tenure-Track Stelle bewerben, die sie auch bekam. Happy End? Happy Beginning! Nach 9 Jahren war es ihr endlich möglich, langfristige Pläne zu machen und eine Forschungsgruppe aufzubauen. Wenn man Anna fragt, wie sie so lange durchgehalten hat: absolut positive Atmosphäre am Institut, vollste Unterstützung der Leitung und einen sicheren Plan B (Lehramt).